Blasenentzündung ist alles – nur kein Pipifax!
Die Expertin Dr. Jessica Hinteregger-Männel zu den Fakten
Häufiger Harndrang und brennende Schmerzen beim Wasserlassen – das sind wohl die typischsten Symptome einer Blasenentzündung die jeder kennt. Aber rund um das, „was jeder kennt“, gibt es noch viel mehr zu erfahren. Unsere Expertin, Frau Dr. Hinteregger-Männel, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Düsseldorf, beantwortet Fragen zur Blasenentzündung, die sonst keiner stellt:
Step by step zur Blasenentzündung – wie entsteht die eigentlich?
„Bei einer Blasenentzündung handelt es sich um eine Entzündung der Blasenschleimhaut oder auch der gesamten Blaseninnenwand, die meistens durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden. In über 80 Prozent der Fälle sind Darmbakterien verantwortlich, die sich häufig durch Schmierinfektion ihren Weg über die kurzen Harnwege der Frau in die Blase gebahnt haben. Wenn die Erreger sich an die Schleimhaut heften und sie reizen, verspürt man ein krampfartiges Ziehen und Druckschmerz im Unterleib, beim Wasserlassen brennt es und zudem haben viele Frauen einen häufigen Harndrang.“
Warum kommen beim Pipimachen nur wenige Tröpfchen obwohl man so dringend muss?
„Plötzlicher Harndrang und fast nichts kommt raus – das ist ein häufiges Problem bei einem Harnwegsinfekt, aber auch bei der Reizblase. Durch die Entzündung der Blasenschleimhaut erhält das Gehirn fälschlicherweise die Information, dass die Blase gefüllt ist und gibt den Befehl zum Zusammenziehen der Blasenwandmuskulatur, auch wenn wenig Urin drin ist. Das löst dann den Harndrang aus.“
Warum hilft Wärme?
„Anders als bei anderen Entzündungen, tut Wärme bei Blasenentzündung gut! Wärme entspannt über die Bauchhaut, verbessert die Durchblutung der Blasenschleimhaut und wirkt sich auch positiv auf die Psyche aus.“
Ist Sex häufig Schuld an einer Blasenentzündung oder ist das nur ein Mythos?
„Frauen mit regem Sexualleben oder wechselnden Partnern leiden häufiger an Harnwegsinfekten. Denn die Bakterien können auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden und die so als „Honeymoon Zystitis“ bezeichnete Blasenentzündung verursachen. Am besten nach dem Sex schnell auf die Toilette, dann werden die Keime ausgespült, und danach mit Wasser und ph-neutraler Seife waschen.“
Das schlauste Verhalten beim ersten Brennen
„Trinken – bis zu 250 ml pro 20 min in den ersten 4 Stunden, außerdem Ruhe, Wärme und früh schlafen gehen! Außerdem kann die echte Goldrute in Tablettenform eingenommen, schon nach ein bis zwei Stunden Linderung der Beschwerden schaffen.“
Was mag die Blase grundsätzlich gerne und was nicht?
„Eine gesunde Blase mag gerne Wasser, Kräutertee und Gemüsesaft, die sie ausscheiden kann und das regelmäßig 1,5-2 L über den Tag verteilt. Regelmäßig auf Toilette gehen, wenn man muss. Zögert man das Pipimachen ständig hinaus, kann es zu einer Reizblase oder einer Stress-Inkontinenz führen. Eine falsche Wischrichtung beim Po-Abputzen mag die Blase gar nicht! Bitte immer von der Vagina zum After wischen und nicht umgekehrt, sonst steigt das Risiko für Schmierinfektion vom Darm zur Scheide bzw. der Harnröhre stark an.“